Spiel 77 – Die Zusatzlotterie
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff Lotto wurde erstmals im 17. Jahrhundert von dem Philosophen Samuel von Pufendorf definiert. Nach diesem ist Lotto ein Instrument, welches einen Gewinn verspricht, „indem jemand aus einem Gefäß, darinnen eine Anzahl beschriebener und unbeschriebener Zettel ist, für Geld einen oder mehrere Zettel herauszuziehen darf, und dasjenige, was auf dem Zettel beschrieben, für sich bekommt.“ Von Pufendorf hat also das Lotto mit einer Kollekte verglichen. Über die Jahrhunderte traten immer wieder verschiedene Formen des Lotto auf, bis Mitte des 20. Jahrhunderts das Lottospiel wie wir es heute kennen, das Lotto 6 aus 49, erfunden wurde. In Anlehnung an den Erfolg dieser Lotterie und in Anbetracht an eine nötige Einnahmequelle zur Finanzierung des Olympiastadions wurden Zusatzlotterien geboren, so auch das Spiel 77.
Das Spiel 77 wurde zu Beginn der 70er Jahre von dem damaligen Geschäftsführer von Saartoto Hanns-Josef Christ entwickelt. Dabei gilt das Spiel 77 auf Grund des Abgleichs der Gewinnziffern von rechts nach links als Endziffernlotterie. Die Einführung des Spiel 77 begann mit der Aufnahme in die Lotteriegesellschaften von Bremen und Nordrhein -Westfalen am ersten Tag des Jahres 1975. Im Zuge dessen folgten die restlichen Bundesländer nach und nach.
Der Vorgänger des Spiel 77 war die, wie auch die Glücksspirale zur Finanzierung der olympischen Spiele 1972, ins Leben gerufene Olympia-Lotterie. Nach Olympia wurde die Olympia-Lotterie stillgelegt und das Spiel 77 nahm dessen Platz ein. Das Spiel 77 war so erfolgreich, dass daraus eine weitere Zusatzlotterie entstand: Die Endziffernlotterie Super 6.
Verwendung der Einnahmen
Die Einnahmen aus dem Spiel 77 werden wie auch die aus Lotto 6 aus 49 versteuert und gehen demnach zu etwa 50 Prozent an den Staat. Ein weiterer großer Teil geht an die Gewinnausschüttung, ein weiterer kleinerer Teil an die Betriebskosten und ein kleiner Teil an die Erfinder bzw. das Lotterieunternehmen.
Das Spielprinzip
Das Spiel 77 fällt in die Rubrik “Endziffernlotterie”, was wörtlich genommen schon sehr viel erklärt. Im Grunde kommt es anders wie bei Lotto 6 aus 49 oder Eurojackpot auf die Reihenfolge der Ziffern an. Die entsprechende Maschine (dazu später mehr) zeiht dazu der Reihenfolge nach die Zahlen, die zusammen die Gewinnzahl ergeben. Ist die Zahl dieselbe wie die des Scheins ist man in der höchsten Gewinnklasse. Ansonsten kommt es auf die Anzahl der übereinstimmenden Ziffern an, wohlgemerkt in der Reihenfolge von rechts nach links. Stimmt zum Beispiel die dritte Ziffer von rechts nach links nicht mehr mit der der Gewinnzahl überein, so ist man in der 6. Gewinnklasse (2 Übereinstimmungen). Die Entwertung bzw. die Laufzeit richtet sich nach der Laufzeit des Lottoscheins, hier ist es möglich, entweder bis zu 5 Wochen anzukreuzen oder den Schein zu einem Dauerschein zu machen. Wenn letzteres der Fall ist, besteht der Schein bei ausreichender Kontodeckung solange, bis er wieder abbestellt wird. Pro Woche finden zwei Ziehungen statt, je eine am Mittwoch und eine am Samstag. Mitmachen kann beim Spiel 77 jeder, der in Besitz eines geeigneten Lottoscheins ist.
Gewinnklassen und Gewinnvariation
Das Spiel 77 lässt 7 Gewinnklassen zu. Die erste setzt alle 7 Ziffern zur Übereinstimmung voraus, die 2. Klasse 6 Ziffern, die 3. Klasse 5 Ziffern und die 4. Klasse wiederum 4 Ziffern. Dieses System wird so fortgeführt bis auf dass nur noch eine Ziffer übereinstimmt, um die Gewinnklasse 7 zu erreichen. Im Gegensatz zu Lotto 6 aus 49 ist beim Spiel 77 die Variation des Gewinns mehr von der Gewinnklasse als von der Teilnehmerzahl oder den Gewinnern abhängig. In der Gewinnklasse 1 kann es übrigens nur einen Gewinner geben, da die Losnummer einzigartig ist. Die Laufzeit des Spiel 77 ist auf die des Lottoscheins beschränkt, zur Teilnahme am Spiel 77 muss auf dem Los ein Kreuz im Feld “Ja” bei “Spiel 77″ gesetzt werden. Der Preis für den Schein steigt dann übrigens um 2,50 Euro – denn so viel kostet die Teilnahme am Spiel 77.
Höhe der Gewinne
Beim Spiel 77 ist pro Gewinnklasse ein garantierter Gewinn möglich, den kann man sich sogar recht einfach merken, denn die 77 kommt ist für das gesamte Spiel bestimmend. So gewinnt man in der Gewinnklasse 1 mindestens 177.777 Euro, in der Gewinnklasse 2 wiederum 77.777 Euro. Dieses Schema zieht sich weiter bis zur 6. Gewinnklasse, die einen Mindestgewinn von 17 Euro verspricht. Die 7 Gewinnklasse erreicht man, wenn eine Ziffer übereinstimmt, der Gewinn dieser Klasse beträgt mindestens 5 Euro.
Trotz allem variiert die Höhe der Gewinnausschüttung von der Teilnehmeranzahl bzw. dem Einsatz, allerdings nur in der Gewinnklasse 1 bzw. indirekt auch in der Klasse 2. Findet sich bei einer Ziehung kein Gewinner der Klasse 1, so wird die Gewinnsumme als Jackpot bei der nächsten Ziehung für die Klasse 1 hinzugefügt. Wenn beim 13. Spiel in Folge immer noch keiner die Gewinnklasse 1 bzw. deren Gewinn erreicht hat, so wird der Betrag auf die Gewinner der Gewinnklasse 2 verteilt. Da die Gewinnsumme für die erste Klasse immer 7,11 Prozent des gesamten Einsatzes beträgt, stehen der Gewinnklasse 1 immer mindestens 177.777 Euro zur Verfügung. Je nach Höhe des Gesamteinsatzes wird dieser Betrag um je 100.000 Euro erhöht.
Wahrscheinlichkeit der Gewinnklassen
Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung kann für jede Gewinnklasse eine Wahrscheinlichkeit angegeben werden, diese zu erreichen. Für die erste Gewinnklasse beträgt diese 1:10.000.000, für die zweite 1: 1.111.111, für die fünfte wiederum 1:111.111. Dieses Schema zieht sich bis zur 7. Gewinnklasse fort, deren Wahrscheinlichkeit 1:11 beträgt.
Die Ziehung
Ähnlich der Ziehung des Lotto 6 aus 49 wird auch die Ziehung der Ziffern des Spiel 77 nur noch im Internet live vorgeführt, zusammen mit der Ziehung des Lotto 6 aus 49 – deshalb handelt es sich auch um eine Zusatzlotterie. Das Ziehungsstudio war einst in Frankfurt am Main, seit Mai 2013 werden die Lottozahlen in Saarbrücken beim Saarländischen Rundfunk gezogen. Dabei ist die Ziehungsmaschine nicht etwa eine Kugel sondern eher eine Walze mit je 7 Kammern für die 7 Ziffern. In jeder befinden sich die Zahlen von 1 bis 9. Die Reihenfolge der Zahlen ist wie bei der Endziffernlotterie üblich natürlich entscheidend, weshalb jede Walze einen eigenen Auffangbehälter für ihre Kugeln hat, die schon in der richtigen Reihenfolge stehen. Die Ziehung findet unter Aufsicht statt, das bedeutet schlichtweg, dass ein juristischer Beamter entweder des Finanz- oder Innenministeriums die Aufsicht führt. Dabei wechseln die Beamten ständig und werden vom jeweiligen Landesministerium eines Bundeslands entsandt, nach dem Rotationsprinzip. Auch gibt es eine Lottofee, diese bedient die Maschine und ist sozusagen die Ziehungsassistentin. Der Ziehungsleiter ist ebenfalls vor Ort und beobachtet den Ablauf der Ziehung.
Schon vor der Ziehung an sich wird ein Probelauf durchgeführt, außerdem kümmert sich im Jahresabstand ein Beamter vom Eichamt um die Maschine und deren Bälle. Die Bälle sind im Grunde nichts anderes als einfache Tischtennisbälle, die mit schwarzen Zahlen versehen wurden. Sie wiegen 3,03 Gramm und messen 40 mm im Durchmesser.
Was passiert bei einem Gewinn?
Erreicht man eine Gewinnklasse, so kann man die Ausschüttung des Gewinns innerhalb der nächsten 13 Wochen bei einem teilnehmenden Lotto-Kiosk beantragen. Hat man online gespielt, so sind die Daten schon eingetragen und auch der Gewinn wird automatisch übertragen – deswegen ist auch die Gefahr, dass man einfach vergisst, seinen Schein zu überprüfen, gebannt. Doch auch der Sicherheit wegen ist es besser, online zu spielen, denn so kann man den Schein nicht verlieren.
In Deutschland ist ein Lottogewinn “steuerfrei” oder besser: Nicht besteuerbar, da sie laut Gesetz unter keine Einkunftsart fallen. In anderen Ländern kann das anders aussehen. So beträgt die Glücksspielsteuer auf Lottogewinne in den Niederlanden beispielsweise 29 %, insofern der Gewinnbetrag über 454 Euro liegt. In Österreich hingegen sind Lottogewinne ebenfalls nicht steuerpflichtig, in der Schweiz wiederum werden Gewinne über 50 Franken mit 35 % besteuert, wobei das sehr vom Kanton abhängig ist. So erheben einige Kantone keine Glücksspielsteuer, dafür aber eine Einkommenssteuer, welche je nach Gewinn natürlich entsprechend hoch ausfällt. Es sollte sich also unbedingt informiert werden, ob und wenn ja, inwiefern eine Steuerpflichtigkeit besteht.
Teilnahmebedingungen
Die Teilnahmebedingungen für das Spiel 77 decken sich mit denen des Lotto 6 aus 49, da es sich schließlich um eine Zusatzlotterie handelt. So darf ein Spieler nur dann teilnehmen, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist. Außerdem ist der Lottoschein quasi der potentielle Gewinn – ist er weg, ist auch der Gewinn weg. Man kann den Lottoschein bzw. das Spiel 77 auch in anderen Ländern spielen – die Preise sind dann natürlich von diesem Land abhängig, eventuell fallen zusätzliche Gebühren an.
Zusatzlotterien im Vergleich
Bevor man überhaupt irgendeinen Vergleich anstrebt sollte gesagt sein, dass es sich bei Super 6 um den Sprössling aus Spiel 77 handelt. Der Grund war schlichtweg der Erfolg des Spiel 77. Um noch mehr Einnahmen verbuchen zu können, suchte man also nach einer Möglichkeit, ohne viel Aufwand den Spieleinhalt zu erhöhen – das Ergebnis war Super 6, welches mit demselben Schein wie auch Lotto 6 aus 49 bzw. Spiel 77 gespielt werden kann. Die Ziehung findet aber abseits von den anderen Lottospielen im Saarland statt, dem Gründungsort von Super 6. von hier aus hat es sich sukzessive in ganz Deutschland verbreitet.
Super 6 Spielprinzip
Ähnlich dem Spiel 77 handelt es sich bei Super 6 um eine Endziffernlotterie, die allerdings nur die letzten 6 Ziffern der Losnummer berücksichtigt. Ein weiterer Unterschied ist der fehlende Jackpot. Die Gewinnsumme ist zudem auf 10.000.000 Millionen Euro beschränkt, falls es mehr als 100 Gewinner in der Klasse 1 gibt wird der Betrag also aufgeteilt. Außerdem ist pro Gewinnklasse ein fester Gewinn vorgeschrieben, dieser beträgt in der ersten Klasse 100.000 Euro, in der zweiten 6.666 Euro, in der dritten 666 Euro. Das Muster zieht sich fort bis hin zur 6. Gewinnklasse, in welcher eien gewinnsumme von 2,50 veranschlagt ist.
Die Kosten für Super 6 betragen 1,25 Euro, zur Teilnahme muss das Kästchen “Ja” bei “Super 6″ angekreuzt werden. Im Grunde kann Super 6 als Zweitziehung des Speil 77 empfunden werden – als zweite Chance sozusagen, die einen geringeren Einsatz erfordert aber dafür auch einen geringeren Gewinn verspricht. Durchschnittlich bekommt jeder Super 6 Spieler 55 Cent als Gewinn zurück.
Wie auch das Spiel 77 kann Super 6 über das Internet gespielt werden, das erhöht die Sicherheit auf den Gewinn und macht das Spielen komfortabel. Außerdem kann Super 6 wie auch Spiel 77 als Zusatzlotterie nur beim Spielen von Lotto, 6 aus 49, der TOTO-Auswahl- und der TOTO-Ergebniswette sowie bei der Glücksspirale und bei Tele-Bingo gespielt werden.
Super 6 oder Spiel 77?
Nun, im Endeffekt ist klar geworden, dass man das Spiel 77 nur in Verbindung mit einem Lottoschein spielen kann (gleichzusetzen mit der Teilnahme an 6 aus 49, TOTO-Auswahlwette und TOTO-Ergebniswette sowie Tele-Bingo und Glücksspirale). Dabei sind die Gewinnchancen hochgerechnet auf den möglichen Gewinn bei Super 6 etwas besser als bei Spiel 77, allerdings nur in den höheren Klassen. Wenn man also die maximalen Gewinnchancen erlangen möchte, so ist die Antwort denkbar einfach: Es sollte alles gespielt werden. Im Grunde ist es also am effektivsten, alle Tippfelder für beispielsweise Lotto 6 aus 49 auszufüllen und zudem noch sowohl Spiel 77 als auch Super 6 anzukreuzen. Dann erhöht sich die Gewinnwahrscheinlichkeit. Im Grunde ist sie dann so hoch, wie wenn alle Wahrscheinlichkeiten ausaddiert werden.
Das große Manko hierbei: Der hohe Einsatz. Dieser ist mit insgesamt 8 mal 1 Euro plus 2,50 Euro plus 1,25 Euro bei 11,75 Euro. Ob diese Summe den erhofften Erfolg bringt bleibt abzuwarten, wahrscheinlich ist es jedenfalls nicht. Wenn doch einmal der große Gewinn erhascht wird, so sollte man aufpassen, diesen nicht verfallen zu lassen. Hier sind die Online-Lotto Spieler klar im Vorteil. Am Ende läuft aber alles auf das selbe hinaus: Glück.